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Dermatomykosen - Hinweise zur Präanalytik

Der Begriff Dermatomykosen bezeichnet Infektionen der oberflächlichen und subkutanen Hautschichten und der Hautanhangsgebilde zusammen, die durch die drei Pilzgruppen Dermatophyten, Hefen und Schimmelpilze verursacht werden. Die Dermatophytose / Tinea ist eine Pilzinfektion der Haut und ihrer Anhangsgebilde (Nägel und Haare), die durch die Pilzgruppe der Dermatophyten hervorgerufen wird.

Warum sollte bei Verdacht auf Dermatomykoseeine Diagnostik eingeleitet werden?

Die Labordiagnostik dient der Bestimmung der verursachenden Pilzgattung und -spezies. Dieses Wissen ist notwendig, da:

  • Unterschiede in der Empfindlichkeit einzelner Pilzarten gegenüber Antimykotika bestehen.
  • Die effektive Ergreifung antiepidemischer Maßnahmen nur möglich ist bei Kenntnis des Pilzes und seines Wirtsverhaltens (anthropophil, zoophil -Tierkontakt!- oder geophil).
  • Dermatphyten ein unterschiedlich pathogenes Potential aufweisen (z.B. Trichophyton rubrum = parasitisch T. terrestre saprophytisch, Besiedler).

Allgemeine Hinweise zur Probengewinnung

Die Probengewinnung sollte vor Therapiebeginn bzw. während einer Therapiepause erfolgen (bisherige Behandlung mit Externa beenden bzw.unterbrechen). Abstrichmaterialien sind in der Regel nur für Untersuchungen auf Haut-Candidose geeignet.

Desinfektion: Mykoseverdächtige Herde mit 70 % Ethanol desinfizieren (Reduktion der kontaminierenden Begleitflora). Bei Verdacht auf Candidose keine vorherige Desinfektion!

Materialmenge: Möglichst viel Material einsenden, da Pilze nesterweise auftreten.

Entnahmehilfen und Untersuchungsmaterialien

Hautmykosen

Tinea corporis, Tinea pedis interdigitalis etplantaris (Fußpilz) etc.

Entnahmehilfe: Skalpell, scharfer Löffel (Abstrichtupfer nur in Ausnahmefällen)

U.-Material: lose anhaftende Auflagerungen und Hautschuppen entfernen und verwerfen, vom Rande des Herdes möglichst viele Schüppchen abschaben (20 - 30 Stück).

Haut-Candidose: intertriginöse Candidose,Balanitis etc.

Entnahmehilfe: Abstrichtupfer

U.-Material: Entnahme von Material durch kräftiges Abreiben des betroffenen Hautareales mit dem Tupfer

Pityriasis versicolor (Malassezia furfur)

Entnahmehilfe: Tesafilm oder Skalpell, scharfer Löffel

U.-Material: vom betroffenen Hautareal ein Tesafilm-Abriss-Präparat anfertigen und auf einen Objektträger kleben

oder: Schuppenmaterial entnehmen (wie oben beschrieben)

Vermerk der Verdachtsdiagnoseauf dem Überweisungsschein (mikroskopische Diagnostik ist i.d.R. ausreichend)

Nagelmykose

Onychomykose, Tinea unguium

Entnahmehilfe: Skalpell, scharfer Löffel, elektrische Nagelfräse, (Schere)

U.-Material: je feinspäniger das Material, desto erfolgreicher die Kulturausbeute.

leicht ablösbare bröcklige Teile entfernen (Nagel ggf. mit Schere kürzen) und verwerfen

Material (Nagelspäne) aus den befallenen Arealen der Nagelplatte (am Übergang vom "kranken" zum "gesunden" Gewebe) abtragen: tiefere Nagelpartien nahe dem Nagelbett und subunguale Hyperkeratosen einbeziehen

Ganze Nägel / Nägelanteile: nicht in Desinfektionslösung einlegen!

weiße superfizielle Onychomykose: Material durch Abkratzen oder Fräsen der weißen Flecken gewinnen

Mykose im Bartbereich

Tinea capitis, Tinea barbae

Entnahmehilfe: Epilationspinzette, Skalpell, (Schere)

U.-Material: Kürzen der Haare mit der Schere auf ca. 3 - 5 mm Länge, abgeschnittene Haare verwerfen

10 - 20 Haarstümpfe mit der Epilationspinzette entnehmen (Haarwurzeln müssen vorhanden sein!) - wenn notwendig Haarstümpfe "ausgraben"

dazu ggf. Kopfschuppen mit dem Skalpell entfernen und einsenden

auffällige Haare bevorzugen: z. B. grau / entfärbt, glanzlos / weißliche Hülle, abgebrochen.

Untersuchungsauftrag

Auf dem Überweisungsschein bitte vermerken:

  • Entnahmeort
  • Tierkontakt?
  • Auslandsaufenthalt?

Untersuchungsauftrag: "Dermatophyten"

Beinhaltet im erweiterten Sinne:

  • Mikroskopischen Pilznachweis
  • Kulturellen Pilznachweis (Anzucht von Dermatophyten, Schimmelpilzen und Sprosspilzen)

Transportgefäße

Für Hautschuppen, Haare, Nagelmaterial:

  • kleine, durchsichtige Röhrchen oder
  • sterile Petrischalen (zukleben!)
  • keine Flüssigkeiten / Medien zusetzen!

Für Abstriche (bei V. a. Candidose)

  • Abstrichröhrchen mit Transportmedium

Gefäß mit dem Namen des Patienten oder Barcode beschriften.

Lagerung und Transport

Lagerung bis zum Transport bei Raumtemperatur.

Autoren:  Dr. med Katrin Schulz, Brigitte Schorlemmer