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Die akute HIV-Infektion wird häufig übersehen. Daran denken - und bei Verdacht nicht mit dem HIV-Test zögern!

Das Problem

  • Die Symptome der ersten, akuten Phase einer HIV-Infektion können denen eines grippalen Infektes oder einer infektiösen Mononukleose ähneln.
  • Viele dieser Patienten suchen zunächst einen niedergelassenen praktischen Arzt oder den Hausarzt auf.
  • Die Erfahrung zeigt, dass diese zuerst konsultierten Ärzte in Anbetracht der uncharakteristischen Symptomatik oft nicht in Erwägung ziehen, dass diese auch Ausdruck der akuten HIV-Krankheit sein kann.

Schlussfolgerung

Wir möchten mit dieser Information auf diese Problematik hinweisen, damit noch mehr Ärzte die Chance nutzen, eine HIV-Infektion bereits in einer sehr frühen Phase zu diagnostizieren (7).

Einige Basisinformationen

  • Die Inkubationszeit beträgt ca. 2 – 6 Wochen
  • Dann: Klinisches Bild der „Akuten HIV-Infektion“
    - Symptome: s. Punkt 4
    Hier Hauptmöglichkeit der Früherkennung
  • Danach: asymptomatische Latenzphase, bis zu 10 Jahren dauernd
  • Später Entwicklung des AIDS-Vollbildes
  • In allen (!) o. g. Phasen kann Patient kontagiös sein
  • D. h. : Früherkennung verhindert Neuinfektionen

Symptome der „Frühphase“ bzw. „Akuten HIV-Infektion“

  • Mononukleose-ähnliches Krankheitsbild mit negativer EBV- und CMV-Serologie (7)
  • Abgeschlagenheit 
  • Fieber / Nachtschweiß
  • Lymphadenopathie
    Grippaler Infekt? CMV? 
  • z. T. Leukozytopeniez.
  • z. T. Pharyngitis
  • z. T. Exanthem
  • z. T. Myalgie / Arthralgie

Labordiagnostik zur (Differenzial-) Diagnose

  • CMV – Serologie
  • EBV – Serologie
  • Hepatitis – Serologie
  • Antikörper-Nachweis; HIV-Ak-Nachweis gelingt üblicherweise 2 – 3 Wochen nach Infektion, nach 12 Wochen aber fast immer 
  • Nachweis des HIV-Genoms; ist mittels PCR (5ml EDTA-Blut) schon 3-10 Tage nach Infektion möglich

Weitere Indikationen für eine HIV-Testung

  • Patienten mit häufig wechselnden Sexualpartnern und ohne Anwendung der „safer sex“- Praktiken, zunehmend bei heterosexuellen Frauen.
  • Patienten während oder nach Gefängnisaufenthalten.
  • Intravenöser Drogenkonsum bzw. User von Kokain, Metamphetamin, „euphorisierende Drogen“.
  • männliche oder weibliche Prostituierte.
  • Patienten, die 1980 – 1990 (d. h. vor Einführung der PCR-Testung auf HCV und HIV von Blut- und Plasmaspenden) Blutplasmatransfusionen oder Gerinnungsfaktorpräparate erhalten haben oder die in „Risikoländern“ operiert wurden.
  • Patienten, die Bluttransfusionen oder Injektionen in Ländern mit einer hohen HIV-Prävalenz (Subsahara-Afrika, Thailand, Karibik, Osteuropa mit den früheren Sowjetrepubliken, Indien und China) bekommen haben.

Schlußfolgerung

Im wohlverstandenen Interesse des Patienten, aber auch im Interesse des dazugehörigen Umfelds, hat die allgemeinärztlich versorgende Praxis eine Schlüsselstellung im „frühen“ Management der HIV-Infektion (4).

Literaturauswahl

  1. Braun, R. N.; Mader, F. H.: „Programmierte Diagnostik in der Allgemeinmedizin“ 4. Aufl. Springer-Verlag Berlin Heidelberg New York (2003) S. 77
  2. Füssle, R.; Sziegoleit, A.: „Praxis der Infektiologie“ Springer-Verlag Berlin Heidelberg (2001) S. 72
  3. Gesenhues, St.; Ziesché, R.(Herausg.): „Praxisleitfaden Allgemeinmedizin“ 3. Aufl. Urban & Fischer Verlag München Jena (2001) S. 529 – 540
  4. Jablonowski, H.: „Daran denken, und bei Verdacht nicht mit dem HIV-Test zögern!“; MMW 147 (2005) 307 - 311 
  5. Mader, F. H.; Weißgerber, H.: „Allgemeinmedizin und Praxis“ Aufl. Springer-Medizin-Verlag Heidelberg (2005) S. 38
  6. Raetzo, M.-A.; Restellini, A. (Herausg.): „Alltagsbeschwerden – Diagnostische und therapeutische Strategie in der allgemeinmedizinischen Praxis“; Verlag Hans Huber Berlin Göttingen Toronto Seattle (1998) S. 102
  7. „HIV/AIDS – Ratgeber Infektionskrankheiten – Merkblätter für Ärzte“ Epidemiologisches Bulletin des RKI, 4 (2006) v. 27.01.06

Impressum: 
Material erarbeitet durch den Wissenschaftlichen Beirat im Auftrag des Instituts für Med. Diagnostik in Frankfurt (Oder); Berlin und Greifswald