Bei chronischen Entzündungen der Leber oder Gallengänge (Hepatitis/Cholangitis) kann es sich auch um autoimmune Leberkrankungen handeln. Sie zeigen eine zunehmende Prävalenz und stellen eine Hauptursache für Leberzirrhose dar. Bei autoimmunen Lebererkrankungen kommt es zum Verlust der Selbsttoleranz gegenüber dem hepatozellulären oder cholangiozellulären Gewebe. Ursächlich dafür sind am ehesten eine Kombination aus verschiedenen Umweltfaktoren (z. B. Infektionen, Umwelttoxine, Medikamente) und einer genetischen Prädisposition. Prinzipiell kann man drei Krankheitsbilder unterscheiden:
Neben diesen Haupterkrankungen sind einige Overlap-Syndrome, insbesondere zwischen der AIH und PBC bekannt. Die Prävalenz der AIH beträgt ca. 10 - 30/100.000 Einwohner, die der PBC etwa 30 - 40/100.000 Einwohner, wobei bei beiden Erkrankungen bevorzugt das weibliche Geschlecht betroffen ist. Die Prävalenz der PSC wird mit bis zu 16/100.000 Einwohner angegeben.
Die AIH wird aktuell international gebräuchlich aufgrund serologischer Kriterien (Autoantikörper) und des Manifestationsalters in 2 verschiedene Subformen eingeteilt (Tabelle 1). Die klassische AIH (Typ 1) ist durch den Nachweis von anti-nukleären Antikörpern (ANA) und/oder Autoantikörpern (AAk) gegen die glatte Muskulatur (smooth muscle antibodies, ASMA, SMA) gekennzeichnet. Auch die AIH, die mit AAk gegen SLA (soluble liver antigen/liver pancreas antigen) assoziiert ist, wird nun als Typ 1-Variante betrachtet. Hiervon abzugrenzen ist eine zweite Verlaufsform (AIH Typ 2), die durch LKM-1-AAk (liver-kidney microsomal antibodies) und/ oder LC-1-AAk (liver-cytosolic antibodies) charakterisiert ist.
Typ 1- AIH | Typ 2- AIH | |
---|---|---|
Häufigkeit | ca. 90 % der AIH-Fälle | ca. 10 % der AIH-Fälle |
Manifestationsalter | 10-25 & 45-70 Jahre | < 15 Jahre |
Prognose | gutes Therapieansprechen | Prognose ungünstiger |
Autoantikörper | ANA, ASMA, SLA-AAk | LKM1-AAk, LC1-AAk |
Tabelle 1 Serologische Klassifikation der Autoimmunhepatitis
Ca. 50 % der Patienten mit AIH sind ANA-positiv. Obwohl sie keine Spezifität für die AIH besitzen, zählen sie zu den Klassifikationskriterien der AIH. Sie gelten als Markerantikörper und entsprechend der International Autoimmune Hepatitis Group als Diagnosekriterium AIH Typ 1. ANA und ASMA finden sich bei bis zu 80 % der Patienten mit AIH, wobei ca. 15 % isoliert ANA besitzen.
Hohe Titer von ASMA gelten als Markerantikörper und entsprechend der International Autoimmune Hepatitis Group als Diagnosekriterium der AIH Typ 1. Sie sind sehr häufig mit ANA assoziiert, kommen jedoch auch in ca. 35 % der Fälle isoliert vor. Ein negativer ASMA-Befund schließt eine AIH nicht vollständig aus. Die Titer korrelieren eingeschränkt mit der Krankheitsaktivität. Meist niedrige Titer werden bei Virusinfektionen, wie infektiöser Mononukleose, chronischer Hepatitis C (8-10 %), aber auch bei Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises, bei PBC (22 %), bei alkohol-induzierten Leberschäden (3-16 %) und neoplastischen Erkrankungen gefunden. Die Prävalenz bei Gesunden beträgt ca. 5 % . Als relevantes Zielantigen für die AIH- Diagnostik wurde F-Aktin identifiziert.
SLA/LP-Antikörper haben unter allen AAk die höchste Spezifität für die AIH. Sie sind jedoch nur bei etwa 10 bis 20 % der Patienten nachweisbar und der prädiktive Wert beträgt nahezu 100 %. SLA/LP-AAk finden sich isoliert (ca. 10 %), meistens jedoch in Kombination mit ANA und ASMA. SLA/LP-AAk wurden bei Virushepatitiden nicht nachgewiesen.
LKM-1-Antikörper sind Markerantikörper und entsprechend der International Hepatitis Group ein Diagnosekriterium der AIH Typ 2 mit einer Sensitivität von 90-95 % bei (vorzugsweise) jungen Patienten. Gelegentlich werden LKM-1-AAk bei Patienten mit einer chronischen Hepatitis C-Virusinfektion gefunden (6 -10 %).
LC-1-Antikörper gelten als zweiter Markerantikörper der AIH Typ 2 und sind hauptsächlich bei jungen Patienten nachweisbar. Sie kommen meistens gleichzeitig mit LKM-1-AAk vor, treten aber auch bei einem Drittel der AIH-2-Patienten isoliert auf. LC-1-AAk gelten als weitgehend spezifisch für die AIH Typ 2, wenngleich sie auch in seltenen Fällen bei chronischer Hepatitis C oder AIH Typ 1 nachweisbar sind.
Die Diagnosesicherung erfordert den Ausschluss anderer Faktoren, die eine Hepatitis verursachen können, wie z. B. virale Hepatitiden. Hilfreich ist der vereinfachte AIH-Score (Hennes EM et al. Hepatology 2008) (Tabelle 2), der auf einem Punktesystem basiert. Für die AAk können maximal 2 Punkte vergeben werden, auch wenn mehrere AAk nachweisbar sind. Beweisend ist der gemeinsame Nachweis von AAk und eine Erhöhung der γ-Globuline bei gleichzeitigem Ausschluss einer viralen Genese. Bei einem Score ≥ 6 ist eine AIH wahrscheinlich, bei einem Score ≥ 7 gilt sie als gesichert.
Parameter | Wertungskriterium | Punkte |
---|---|---|
ANA oder ASMA | Titer ≥1:40 Titer ≥1:80 | 1 2 |
LKM-AAk | Titer ≥1:40 | 2 |
SLA/LP-AAk | Positiv | 2 |
Gesamt-IgG | > Normwert > 1,1-facher Normwert | 1 2 |
Leberhistologie | Atypisch Passend zu AIH AIH-typisch | 0 1 2 |
Ausschluss Virushepatitis | Nein Ja | 0 2 |
Tabelle 2 Vereinfachter Autoimmunhepatitis-Score nach Hennes et al. (2008)
Die PBC ist eine chronisch-cholestatische Lebererkrankung, die mit Entzündung und Fibrose der Leber einhergeht und hauptsächlich bei Frauen mittleren Alters auftritt. Ohne rechtzeitige Diagnose und adäquate Behandlung kann sich im Verlauf der Erkrankung eine Leberzirrhose entwickeln. Oftmals ist die PBC mit anderen Autoimmunerkrankungen, wie z. B. Sjögren-Syndrom, Hashimoto-Thyreoiditis, rheumatoider Arthritis oder Zöliakie assoziiert. Diagnostisch wegweisend sind spezifische und frühe Marker-Autoantikörper, zu denen die AMA (M2-AMA) und bestimmte ANA-Typen gehören.
AMA gelten als Markerantikörper und zählen zu den drei Diagnosekriterien einer primär biliären Cholangitis (PBC) und sind in ca. 95 % der Fälle nachweisbar. Sie sind vorzugsweise gegen das M2-Antigen gerichtet. Die in der Immunfluoreszenztechnik (IFT) zu beobachtenden AMA sind nicht alle mit der PBC assoziiert. Deshalb sollte einem positiven AMA-IFT-Ergebnis die Bestimmung der hochspezifischen M2-AMA folgen. Allerdings sind M2-AMA auch gelegentlich bei Patienten mit chronischen entzündlich-rheumatischen Erkrankungen nachweisbar. Es wird angenommen, dass diese Patienten ein erhöhtes Risiko haben, zusätzlich zu der Grunderkrankung eine PBC zu entwickeln. AMA besitzen eine prädiktive Bedeutung, da sie der PBC-Manifestation um viele Jahre vorausgehen können.
Während die AIH und PBC durch typische AAk-Befunde charakterisiert sind, sind bei der PSC keine krankheitsspezifischen AAk bekannt. Die größte Bedeutung kommt den pANCA und aANCA (atypische ANCA) zu, die häufig (bis zu 80 %) bei PSC-Patienten gefunden werden, aber keine beweisenden diagnostischen Marker der PSC sind, da sie als Marker-AAk der ANCA-assoziierten Vaskulitiden gelten. Im Gegensatz zu den pANCA bei Vaskulitiden reagieren diese ANCA allerdings nicht mit dem Autoantigen MPO (Myeloperoxidase).
1 ml Serum
Der Transport ins Labor ist nicht zeitkritisch und kann per Postversand erfolgen.
Die Abrechnung im kassen- und privatärztlichen Bereich ist gegeben.