Was sind Autoantikörper?

Autoantikörper (AAk) sind Antikörper (Immunglobuline), die vom Immunsystem gebildet werden und sich gegen körpereigenes, gesundes Gewebe richten (auto = selbst). In Folge dessen kann sich eine Vielzahl von verschiedenen Autoimmunerkrankungen entwickeln. Pathologische AAk sind z.T. pathogenetisch wirksam, indem sie z.B. Rezeptoren stimulieren bzw. blockieren. Beispielhaft hierfür stehen:

  • Acetylcholin-Rezeptor-Antikörper (AChR-AAk):
    AChR-AAk blockieren die Bindung von Acetylcholin am Rezeptor auf der motorischen Endplatte und gelten als Marker-Antikörper der Myasthenia gravis.
  • TSH-Rezeptor-Antikörper (TRAK):
    TRAK stimulieren an Stelle des TSH (Thyreoida-stimulierendes Hormon) den TSH-Rezeptor der Schilddrüse und gelten als Marker-Antikörper eines Morbus Basedow.

Klinische Relevanz von Autoantikörpern

Unabhängig davon, ob Autoantikörper pathogenetisch wirksam sind oder nicht, ist die Bestimmung von Autoantikörpern ein wichtiger Bestandteil in der Diagnostik von Autoimmunerkrankungen. Sie stellen eine wertvolle Hilfe in der Früh- und Differentialdiagnostik, in der Beurteilung von Organmanifestationen und zum Monitoring der Krankheitsaktivität dar. Hinzu kommt, dass andere diagnostische Möglichkeiten, wie die zelluläre Diagnostik, bis heute nicht etabliert sind.

Einige Autoantikörper gelten als diagnostische Marker-Antikörper, weil sie vorwiegend nur bei einer bestimmten Erkrankung nachweisbar sind. Sie haben dann eine Krankheitsspezifität von mindestens 95% (z.B. CCP-AAk bei Rheumatoider Arthritis). Andere Autoantikörper gelten sogar als Klassifikationskriterium für eine definierte Autoimmunerkrankung, auch wenn sie keine hohe Spezifität vorweisen (z.B. Rheumafaktor bei Rheumatoider Arthritis).

Manche Autoantikörper haben eine prädiktive Bedeutung. Anhand von Studien konnte gezeigt werden, dass AAk mitunter viele Jahre vor Ausbruch der zugehörigen Autoimmunerkrankung auftreten. Sollten solche AAk bei Patienten ohne entsprechende Klinik nachgewiesen werden, ist die Manifestation der entsprechenden Erkrankung nicht unbedingt zwangsläufig. Für die Interpretation und Therapie ist vor allem die klinische Ausgangslage entscheidend. In solchen Fällen wird allerdings eine regelmäßige klinische und serologische Verlaufskontrolle (halbjährlich) empfohlen.

Autoantikörper, die als Aktivitätsmarker gelten, können für die Beurteilung der Krankheitsaktivität und damit auch für ein Therapiemonitoring herangezogen werden. Ein bekanntes Beispiel hierfür sind die spezifischen Antikörper gegen Doppelstrang-DNA (dsDNA-AAk) beim systemischen Lupus erythematodes (SLE). dsDNA-AAk gelten gleichzeitig auch als prognostische Marker. Prognostische Marker-AAk weisen auf die Entwicklung einer bestimmten Organmanifestation hin. Im Fall eines SLE weisen die dsDNA-AAk v.a. auf bestehende oder sich entwickelnde Nieren- und ZNS-Manifestationen hin.

Grundsätzlich ist zu beachten, dass die Konzentration der Autoantikörper nicht immer mit der Krankheitsaktivität korreliert, da zum einen bei der Mehrzahl der Autoimmunerkrankungen die Organstrukturen durch antigenspezifische T-Lymphozyten angegriffen und zerstört werden und zum anderen nicht alle Autoantikörper pathogenetisch wirksam sind.