Pfad 5.1.1 Diagnostik des Mangels an Folsäure und Vitamin B12

Bei Verdacht auf einen Mangel an Folsäure oder Vitamin B12 sollten stets beide Parameter gemeinsam gemessen werden, weil Folsäuremangel einen Vitamin B12 Mangel vortäuschen kann.
Die Bewertung der Vitamin B12-Konzentration ist in einem breiten Konzentrationsbereich von 100 bis 400 pg/ml unsicher. In der Literatur wird dieser Unsicherheitsbereich unterschiedlich breit (100 – 200 oder 100 bis 300 oder 100 bis 400 pg/ml ) angegeben. Holotranscobalamin, die biologisch aktiver Form des Vitamin B12 weist einen deutlich engeren Unsicherheitsbereich auf und wird deshalb vonn manchen Autoren als Alternative zu Vitamin B12 empfohlen. Bei Werten im Unsicherheitsbereich ist ein Mangel an Vitamin B12 durch die Bestimmung einer erhöhten Homocysteinkonzentration im Citratplasma und/oder einer erhöhtem Methylmalonsäurekonzentration im Urin abzusichern. Eine Therapie mit Vitamin B12 verbessert die hämatologischen Folgen des Vitamin B12 Mangels in ca. 7 Tagen. Da sich die neurologische Symptomatik manchmal erst nach monatelanger Therapie verbessert, ist eine Diagnose ex juvantibus bei ausschließlich neurologischer Symptomatik problematisch.

Die folgende Tabelle zeigt die Stadien des Vitamin B12 Mangels in Beziehung zu Laborparametern und Symptomen, modifiziert nach A. Huber; Kantonsspital Aarau

Stadien

Normal

Latenter Vitamin B12 Mangel

Funktioneller Mangel

Klinische Manifestation

Vitamin B12

> 300 pg/ml

Normal

Vermindert

Vermindert

Holotrans-cobalamin

> 50 pmol/l

Vermindert

Vermindert

Vermindert

Methyl-malonsäure Urin

< 2 mg/g Krea

Normal

Erhöht

Erhöht

Homocystein Citratplasma

< 10 µmol/l

Normal

Erhöht

Erhöht

Erythropoese

Normal

 

 

MCV ?,  Anämie,

hypersegmentierte Neutrophile,

Neurologische Symptome


Um dem komplexen Sachverhalt gerecht zu werden, hatte Kollege Huber vom Kantonsspital Aarau folgenden Algorithmus zur Diagnostik des Vitamin B12 Mangels vorgeschlagen.



Algorithmus zur Diagnostik des Vitamin B12 Mangels, modifiziert nach A. Huber; Kantonsspital Aarau

Der Algorithmus fordert bei Vitamin B12 Mangel und gleichzeitigem Folsäuremangel die Therapie des Folsäuremangels und dann erst die erneute Bestimmung beider Parameter, weil Folsäuremangel einen Vitamin B12 Mangel vortäuschen kann.
Die Prozentzahlen in der Abbildung zeigen die Häufigkeit der verminderten, unsicheren und normalen Vitamin B12 Ergebnisse. In unserer Patientenklientel lag die Häufigkeit der Vitamin B12 Konzentrationen im unsicheren Bereich von 100 bis 400 pg/ml bei 44 %.

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