Seit Mitte der 80-iger Jahre dominiert das TH1/TH2-Paradigma unser Verständnis immunologischer Reaktionen bei T-Zellsensibilisierungen. TH1-dominante Sensibilisierungen sind durch die Beteiligung von IFNγ-produzierenden Effektor-T-Zellen geprägt, die zur Entzündungsauslösung in der Lage sind. TH2-Lymphozyten »bremsen« dagegen die allergeninduzierte Immunreaktion und wirken somit balancierend und toleranzerhaltend.
In den letzten Jahren wurde immer mehr deutlich, dass die TH2-Zellen zwei funktionell verschiedene Zellpopulationen beinhalten, nämlich die tatsächlichen TH2-Zellen (Trigger von Soforttyp-allergischen Reaktionen) sowie eine Zellpopulation von regulatorischen T-Zellen (Treg-Zellen), welche die eigentlichen T-Suppressorzellen darstellen.
Der Lymphozytentransformationstest (LTT) weist eine immunologische Sensibilisierung (Typ IV-Sensibilisierung) nach, d.h. er beantwortet die Frage, ob der Patient allergen-spezifische T-Lymphozyten im Blut hat. Ein negativer Befund schließt eine Sensibilisierung auf die getesteten Allergene aus. Ein positiver Befund bedeutet für den Patienten, dass sein Immunsystem das jeweils betreffende Allegen erkennt.
Dieses kann auf zwei Wegen geschehen:
Der Lymphozytentransformationstest differenziert nicht, ob TH1 oder regulatorische T-Zellen beim Patienten vorhanden sind. Somit kann auch ein positives LTT-Ergebnis nicht beweisen, dass diese Sensibilisierung mit einer aktuellen Entzündung bei Kontakt mit dem betreffenden Allergen einhergeht. Letzteres ist immer dann der Fall, wenn TH1-Zellen dominieren.
Sie ist ausschließlich bei kurativer Fragestellung als Ergänzung zum LTT indiziert, d.h. es bestehen Beschwerden, als deren Ursache mögliche Materialunverträglichkeiten gesehen werden. Die Effektorzelltypisierung wird man in den Fällen anschließen, in denen der Zahnarzt mit dem Wissen um eine bestehende Sensibilisierung nur dann therapeutische Konsequenzen ziehen möchte, wenn der kausale Zusammenhang zwischen einer Sensibilisierung und den bestehenden Beschwerden weitestgehend sichergestellt ist.
Bei präventiven Testungen ist die Kenntnis der aktuellen TH1/Treg-Verhältnisse dagegen nicht von Bedeutung. Im Falle einer vorliegenden Sensibilisierung wird man von dem betreffenden Material ohnehin Abstand nehmen und Alternativen suchen, da das TH1/Treg-Verhältnis keinesfalls konstant ist und sich im Laufe des Lebens ändern kann.
Da eine negative Effektorzelltypisierung (unabhängig vom gewählten Zytokinspektrum) eine Sensibilisierung nicht sicher ausschließt, stellt diese (ohnehin kostenintensivere Untersuchung) keine Alternative zum LTT sondern allenfalls eine Ergänzung dar.
Die Immunzellen des Patienten werden im Labor mit dem »vermuteten« Allergen/Hapten stimuliert. Wenn spezifische T-Zellen vorhanden sind (d. h. im Falle einer bestehenden Sensibilisierung) werden diese Zellen aktiviert, produzieren Zytokine und fangen an, sich zu teilen.
Während beim LTT diese Zellteilung gemessen wird, stoppt man bei der Effektorzelltypisierung die Zellkultur schon nach 24 Stunden und analysiert im Stimulationsüberstand mittels ELISA die entstandenen Zytokine. Wenn in einer parallel durchgeführten unstimulierten Basalkultur keine Zytokine messbar sind, können die gemessenen Zytokinmengen tatsächlich allein auf den Kontakt der Immunzellen mit dem entsprechenden Allergen zurückgeführt werden.
Gemessen werden:
zusätzlich bei speziellen Fragestellungen:
Selbst wenn alle 4 Zytokine negative Ergebnisse zeigen, eine latente Sensibilisierung nicht ausgeschlossen werden kann! Abgesehen davon, dass eine Zytokinantwort vor allem bei Treg und TH2-Zellen nicht obligat zu sein scheint, liegt dies vor allem daran, dass bei mäßiggradigen Sensibilisierungen zu wenige T-Lymphozyten aktiviert werden, um einen messbaren Zytokinüberschuss zu generieren. Mit »Zytokinüberschuss« ist gemeint, dass wir nach der 24-stündigen Zellkultur nur die Zytokine erfassen können, die von den aktivierten T-Lymphozyten nicht schon selbst wieder »verbraucht« sind. Vor allem bei schwächeren Sensibilisierungen reicht daher die Sensitivität der Effektorzelltypisierung nicht aus, um die aus präventiver Sicht wichtigen latenten allergischen Sensibilisierungen zu erkennen.
Da die Effektorzelltypisierung nicht als Suchtest sondern nur nachfolgend zum LTT eingesetzt wird, genügen für die Routinediagnostik die Zytokine IFN-γ und IL-10.
IFN-γ positiv / IL-10 negativ: | proentzündliche Effektorzellantwort |
IFN-γ positiv / IL-10 positiv: | Intermediärtyp, beide Zelltypen beteiligt. Die klinische Relevanz ist abhängig von der Höhe der Zytokinantworten, wobei jeder positive IFN-γ-Wert anzeigt, dass proentzündliche Effektorzellen beteiligt sind! |
IFN-γ negativ / IL-10 positiv: | nur suppressorische Treg-Zellen vorhanden, keine proentzündliche Effektorzellantwort, aber latente Sensibilisierung |
IFN-γ negativ / IL-10 negativ: | keine Sensibilisierung oder nur TH2-T-Zellen vorhanden |
Ca. 5 ml Heparinblut pro Allergen bzw. Hapten. Die Heparinmonovetten aus dem LTT-Abnahmeset können verwendet werden. Gerne senden wir Ihnen auch einzelne Abnahmeröhrchen zu. Ein Probeneingang im Labor innerhalb von 24h muss gewährleistet sein. Das Blut sollte bei Raumtemperatur gelagert und transportiert werden.
Die Effektorzelltypisierung (»In vitro-induzierten Zytokinsekretion«) gehört nicht zum Leistungsspektrum der Gesetzlichen Krankenversicherungen (GKV).
Die Kosten betragen für Selbstzahler je Allergen 40,80 € (+ einmalig 23,31 € für die Zelltrennung).
Für Privat versicherte Patienten betragen die Kosten je Allergen 46,92 € (+ einmalig 26,81 € für die Zelltrennung). Privatkassen übernehmen bei gegebener Indikation die Kosten ohne Probleme.
Auf Wunsch kann IL-2 und TNF-α parallel untersucht werden. In diesem Fall addieren sich pro Allergen 27,98 € beim Selbstzahlertarif und 32,18 € für Privatversicherte.