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Birkenpollen-assoziierte Kreuzallergien – Eine Information für Allergiker

Schlüssel-Schloss-Prinzip: Spezifische IgE-Antikörper erkennen Birkenpollenallergene

Abb. 1  Biochemischer Hintergrund der Birkenpollenallergie und Wirkmechanismus von Anti-Histaminika

Die Birkenpollenallergie ist eine der häufigsten allergischen Erkrankungen in Deutschland, ca. 17 % der Bevölkerung sind auf Birkenpollen sensibilisiert. Bei 2/3 der Birkenpollenallergiker kommt es zusätzlich zu Pollen-assoziierten Nahrungsmittelallergien. Warum ist das so? Welche Nahrungsmittel sind betroffen und was sollten Allergiker beachten?

Ursache der Birkenpollenallergie

Bei einer Pollenallergie bildet der Patient spezifische IgEAntikörper gegen bestimmte Allergene. Bei Allergenkontakt lösen diese die Freisetzung von Histamin und weiteren Mediatoren aus. Eine Reaktionskasskade über Histamin-Rezeptoren führt dann zu den klinischen Symptomen (z.B. allergische Rhinitis, Konjunktivitis, Asthma) (Abb. 1). Über 95 % der Patienten mit klinisch manifester Birkenpollenallergie weisen IgE-Antikörper gegen das PR-10 Protein Bet v1 der Birke auf. PR-10 Proteine kommen allerdings nicht nur in Birkenpollen, sondern auch in vielen weiteren Gefäßpflanzen vor, wo sie eine wichtige Rolle in der Antwort auf biotischen und abiotischen Stress spielen. Da die Proteine dieser Familie eine hohe strukturelle Ähnlichkeit besitzen, erkennen die primär gegen Bet v1 gerichteten IgE-Antikörper strukturell-ähnliche Stellen auch in den PR-10 Proteinen aus anderen Pflanzen (Abb. 2).

Abb. 2  Die IgE-Antikörper erkennen unterschiedliche Elemente (Epitope genannt) des Birkenpollenallergens Bet v1. Identische oder ähnliche Strukturen kommen auch in Proteinen aus weiteren Pollen und pflanzlichen Nahrungsmitteln vor (z.B. Haselnuss und Soja). Desto ähnlicher die Struktur oder desto mehr ähnliche Strukturen von IgE-Antikörpern erkannt werden, desto stärker ist die Kreuzreaktion.

Welche Kreuzreaktionen sind möglich?

Homologe PR-10 Proteine finden sich in allen Buchengewächsen wieder (Abb. 3). Besonders häufig lösen Erlen- und Haselpollen ebenfalls allergische Symptome aus.

Auch verschiedene pflanzliche Nahrungsmittel enthalten Bet v1 ähnliche Allergene, die bei Birkenpollenallergikern zu sekundären Nahrungsmittelallergien führen können. Insbesondere der Verzehr von roher Haselnuss und Apfel, aber je nach Patient auch von weiteren rohen (siehe Tabelle unten) Nüssen, Obst und Gemüsesorten führen zu oralen Allergiesymptomen (Kribbeln, Schwellungen). Da PR-10 Proteine jedoch Hitze-labil sind, werden erhitzte Produkte gut vertragen. Nur in extrem seltenen Fällen (z.B. nach Verzehr großer Mengen roher Sojamilch) sind auch systemische Symptome (Erbrechen, Hautausschlag, Kreislaufbeschwerden) möglich.

Ein besonderes Augenmerk sollte auf neuartige Nahrungsmittel gelegt werden, die unerwartet eine große Menge dieser PR-10 Proteine enthalten können.

Abb. 3  Pollenflug PR-10 Protein-haltiger Pollen in Deutschland

Bet v1-homologe Nahrungsmittelallergene und Häufigkeit der damit verbundenen Beschwerden

sehr häufighäufigseltenAchtung: diese Lebensmittel erhalten unerwartet PR-10
Apfel Aprikose AnisSojadrink
Haselnuss Birne Chilischote Edamame
Süßkirsche Karotte Erdbeere Tempeh
WalnussKiwi Erdnuss Natto
 MandelFenchel Almased
 Pfirsich Himbeere Wilde Erdnüsse
 Pflaume Kaki bestimmte Smoothies
 Sellerie Kamille  
 Sojabohne Kastanie 
 Tomate Koriander  
  Kreuzkümmel 
  Löwenzahn 
  Mango  
  Mungobohne  
  Paprika  
  Petersilie 
  Schlafmohn  
  Spargel