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RANTES – Bedeutung bei NICO-Osteonekrosen

Was ist RANTES?

RANTES (= Regulated And Normal T cell Expressed and Secreted) ist ein Chemokin, ein Botenstoff, der an entzündlichen Prozessen im Körper beteiligt ist. Eine in der Literatur synonym verwendete Bezeichnung ist CCL-5, weshalb in der wissenschaftlichen Literatur auch oft der Begriff RANTES/ CCL5 verwendet wird. RANTES wird von zytotoxischen T-Lymphozyten, von neutrophilen und eosinophilen Granulozyten sowie auch von Fettzellen sezerniert.

Chemotaxis und Immunaktivierung als wichtigste Funktion

RANTES ist chemotaktisch wirksam, d.h. es induziert die gezielte Anlockung von NK-Zellen, Granulozyten, Monozyten und Makrophagen in ein bestehendes Entzündungsgebiet. Es wirkt auf diese Zellen über die Bindung an Oberflächenrezeptoren wie CCR3, CCR5 und CCR1. RANTES ist somit an vielen Krankheitsbildern beteiligt, bei denen entzündliche Prozesse auftreten. RANTES bewirkt gemeinsam mit Interleukin-2 (IL-2) und Interferon-gamma (IFN-γ) auch die Aktivierung von NK-Zellen und regt diese zur Proliferation an.

RANTES als Entzündungsmarker im Blut?

Erhöhte RANTES-Spiegel im Blut treten bei zahlreichen systemischen Entzündungserkrankungen auf. Dazu zählen Rheuma, bakterielle Infektionen, Asthma, Multiple Sklerose und auch einige Tumorerkrankungen. Als Labormarker zum Nachweis oder zum Monitoring dieser chronisch-systemischen Entzündungen hat RANTES allerdings keine wesentliche Bedeutung erlangt, da es mit TNF-α, IP-10 und IL-6 sensitivere Marker gibt.

Abb. 1  RANTES - Effekte im Organismus 

Abb. 2   Befund, der aufgrund der normalen CRP- und TNF-α-Werte darauf hindeutet, dass die FDOK tatsächlich die Quelle erhöhter RANTES-Werte ist.

RANTES ist erhöht bei Kieferostitis

Inzwischen wurden zahlreiche Studien publiziert, die auf eine unmittelbare Bedeutung von RANTES bei Patienten mit fettig-degenerativer Osteonekrose (FDOK) hindeuten. Die frühere Bezeichnung dafür ist NICO (engl. „Neuralgia Inducing Cavitational Osteonecrosis“). Man konnte nachweisen, dass in dem fettig-osteolytischen Operationsgewebe bei FDOK in allen untersuchten Fällen sehr hohe RANTES-Werte messbar waren. Dagegen waren die Markerzytokine einer akuten Entzündung wie IL-1β oder IL-6 im Operationsgewebe kaum nachweisbar.

RANTES geht nach Entfernung der FDOK zurück

In einer Studie von Diederich et al. (2023) wurde nicht nur gezeigt, dass Patienten mit FDOK höhere RANTES-Blutwerte haben, sondern auch, dass es bei der Mehrzahl der Patienten in Folge einer operativen Entfernung einer FDOK zu einem Abfall von RANTES im Serum kommt.

Was sagt ein erhöhtes RANTES im Blut?

Erhöhte RANTES-Blutwerte sind als Hinweis auf einen lokalen Entzündungsprozess im Kieferknochen zu bewerten. RANTES ist allerdings nicht spezifisch für den Kieferknochen. Auch im Rahmen anderer Entzündungserkrankungen (bakterielle Infektionen, systemische Autoimmunerkrankungen) kann RANTES im Blut ansteigen. Deshalb sollten erhöhte RANTES-Werte im Blut zwar an eine Kieferostitis denken lassen und zu einer entsprechenden Diagnostik führen, bei diesbezüglich unauffälligem Befund rechtfertigt RANTES aber nicht, dass man an der Verdachtsdiagnose hartnäckig festhält. Auch bedeuten persistierend leicht erhöhte RANTES-Werte nach einer OP nicht in jedem Fall, dass noch Restostitiden vorliegen. Zu empfehlen ist immer die parallele Bestimmung von Entzündungsmediatoren der akuten systemischen Entzündung, optimalerweise CRPhoch-sensitiv und TNF-α. Wenn diese unauffällig sind, ist es deutlich wahrscheinlicher, dass erhöhte RANTES-Blutwerte ihre Ursache in einer FDOK haben.

Indikationen für eine RANTES-Bestimmung im Blut

RANTES ist als Suchtest auf Grund der dargestellten fehlenden Spezifität für den Kieferknochen nur eingeschränkt geeignet. Hier ist die bildgebende Diagnostik zu favorisieren. RANTES dient vielmehr dazu, die Bedeutung der FDOK für bestehende systemische Entzündungsprozesse (Fernherdwirkung) beim betroffenen Patienten zu belegen bzw. auszuschließen. Ein erhöhtes RANTES im Blut bei gleichzeitig nicht erhöhtem hsCRP und TNF-α sind ein Indiz dafür, dass aus dem Kieferknochen herrührendes RANTES systemische proinflammatorische Effekte induzieren kann. Ein unauffälliger RANTES-Blutwert wiederum kann eine lokal abgegrenzte FDOK nicht ausschließen, spricht aber dagegen, dass zum vorliegenden Zeitpunkt vom Kieferknochen unerwünschte immunologische Effekte auf entfernte Gewebe, Organe oder zirkulierende Immunzellen ausgehen (keine systemische Fernherdwirkung).

Material

1 ml Serum

Abrechnung

Eine Abrechnung ist nur im privatärztlichen Bereich (GOÄ) gegeben. Für Selbstzahler entnehmen Sie bitte die aktuellen Untersuchungspreise dem PDF-Dokument.

Literatur

  • Bouquot JE, Christian J. Long-term effects of jawbone curettage on the pain of facial neuralgia. J Oral Maxillofac Surg. 1995;53387–397.
  • Diederich J, Schwagten H, Biltgen G, Lechner J, Müller KE. Reduction of Inflammatory RANTES/CCL5 Serum Levels by Surgery in Patients with Bone Marrow Defects of the Jawbone. Clin Cosmet Investig Dent. 2023 Sep 8;15:181-188.
  • Lechner J, von Baehr V. Peripheral Neuropathic Facial/Trigeminal Pain and RANTES/CCL5 in Jawbone Cavitation. Evid Based Complement Alternat Med. 2015;2015:582520
  • Vasconcelos E Cruz J, Notter F, Schick F, Lechner J. Comparison of Cytokine RANTES/CCL5 Inflammation in Apical Periodontitis and in Jawbone Cavitations - Retrospective Clinical Study. J Inflamm Res. 2024 5;17:67-80.
  • Lechner J, Huesker K, Von Baehr V. Impact of Rantes from jawbone on Chronic Fatigue Syndrome. J Biol Regul Homeost Agents. 2017 31(321-327.
  • Lechner J, von Baehr V, Notter F, Schick F. Osteoimmune Interaction and TH-1/TH-2 Ratio in Jawbone Marrow Defects: An Underestimated Association - Original Research. Biologics. 2024 Jun 6;18:147-161