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Entsprechend der WHO-Definition liegt eine Anämie vor, wenn der Patient eine Hämoglobinkonzentration unter dem Referenzbereich aufweist. Ob Erythrozytenzahl oder Hämatokrit vermindert sind, spielt für die Frage „Anämie ja / nein“ definitionsgemäß keine Rolle. Die Wahl des Hämoglobins als Kriterium der Anämie liegt darin begründet, dass Hämoglobin der Sauerstoffträger ist und die klinische Symptomatik der Anämie durch den Sauerstoffmangel verursacht wird.
Leider definiert der gültige Klassifizierungsschlüssel, seit 1999 die ICD10 (The International Classification of Diseases and Related Health Problems), die Anämie als „eine Verminderung der Hämoglobinkonzentration, des Hämatokrits oder der Erythrozytenzahl unter die Norm“ und damit nicht deckungsgleich mit der WHO Definition.
Referenzwerte - welche werden verwendet und warum?
Wir werden zum April 2012 auf die Referenzwerte von Herklotz et al. umstellen, weil diese Referenzwerte eine große Anzahl einzelner Referenzwertanalysen integrierend zusammen fassen und komplett für alle Altersgruppen ermittelt wurden.
Herklotz R, Lüthi U, Ottinger C, Huber AR. Metaanalysis of reference values in hematology, Therapeut Umschau 2006; 63(1):5-24.
Die deutsche multizentrische Referenzwertstudie wurde nicht zur Basis genommen, weil sie nur die Altersgruppen über 16 Jahre umfasst.
Nebe T, Bentzien F, Bruegel M, Fiedler GM, Gutensohn K, Heimpel H, Krebs N, Ossendorf M, Schuff-Werner P, Stamminger G und Baum H. Multizentrische Ermittlung von Referenzbereichen für Parameter des maschinellen Blutbildes. J Lab Med 2011;35(1):3–28
Für sehr alte Menschen (> 80 Jahre bzw. > 90 Jahre) konnten wir keine Referenzwerte in der Literatur finden. Als orientierende Empfehlungen nennen die Leitlinien für 65 – 80 jährige einen unteren Grenzwert für die Hämoglobinkonzentration von 12 g/dl und für Personen über 80 Jahre einen Wert von 11 g/dl.
- http://www1.us.elsevierhealth.com/BDI/chapter_B001.php . H Heimpel, H. Diem, J. Thomalla, H. Cario, L. Hastka, H. Schrezenmeier, E. Wollmer . Anämien – Leitlinien-basierte Empfehlungen für die Praxis, Stand Mai 2008
Sekundäre Anämien durch Erkrankungen anderer Organsysteme sind häufiger als primäre Anämien, die durch Erkrankungen im hämatopoetischen System bedingt sind. Anamnese, klinische Untersuchung insbesondere Körpertemperatur, Labor (CRP, Blutsenkungsreaktion, Kreatinin, Leberenzyme und –funktion) und die Oberbauchsonographie können wegweisend sein.
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