Warum Labordiagnostik in der Zahnmedizin?

Entzündung - die Epidemie des 21. Jahrhunderts

Chronisch entzündliche Erkrankungen nehmen in Mitteleuropa einen immer höheren Stellenwert ein. Die Zahlen von Patienten mit Allergien, Diabetes, Rheuma, Magen-, Darm- oder Schilddrüsenerkrankungen, Osteoporose, Herz-Kreislauferkrankungen aber auch Parodontitis nehmen zu. Die Fortschritte der Medizin haben die Komplikationen dieser Erkrankungen gemindert, nicht aber die Zahl der Patienten, bei denen die Diagnosen gestellt werden.

Warum werden chronisch entzündliche Erkrankungen häufiger?

Im Gegensatz zur akuten Entzündung, die eine notwendige Reaktion unseres Organismus auf pathogene Eindringlinge wie Bakterien, Viren oder Pilze darstellt, ist die chronische Entzündung so gut wie immer Folge einer gestörten Immuntoleranz. Ein gesundes Immunsystem ist in der Lage, exogene Triggerfaktoren zu tolerieren und eine Entzündung dem Ausmaß der tatsächlichen Bedrohung anzupassen. Bei der Mehrzahl der chronischen Entzündungserkrankungen handelt es sich um eine andauernde Überreaktion des Immunsystems auf zumeist harmlose Triggerfaktoren.

Abb.  modifiziert nach Pall, Dr. (PhD) Lehrstuhl Biochemie an der Washington State University ML.: Explaining 'Unexplained Illnesses'.

Was bewirken die Triggerfaktoren?

Die Abbildung zeigt die Vielfalt möglicher relevanter Auslöser einer chronischen Entzündung und soll symbolisieren, dass bei einem Patienten oft mehrere gleichzeitig einwirkende Triggerfaktoren von Bedeutung sind. Die für die Zahnmedizin relevanten Triggerfaktoren sind rot markiert.

In Abhängigkeit von der vorliegenden Exposition (Belastung) und den individuellen Reizschwellen (Allergie?, genetische Prädispositionen?) stören die auf den Organismus einwirkenden Triggerfaktoren die Regulationstetrade aus Immunaktivierung, oxidativem- und nitrosativem Stress sowie der Mitochondrienfunktion. Diese Regulationstetrade ist das Brückenglied zwischen den endogenen und exogenen Umweltfaktoren und der bei chronischen Entzündungserkrankungen gestörten Immuntoleranz.

Was hat die Zahnmedizin damit zu tun?

Auch Zahnärzte haben es immer häufiger mit Patienten zu tun, bei denen chronisch entzündliche Erkrankungen bestehen. Das heißt, sie treffen auf Patienten mit einer gestörten Immuntoleranz. Das ist bedeutsam, denn gerade die Zahnmediziner sind gezwungen, Fremdmaterialien in den Körper ihrer Patienten dauerhaft einzubringen. Zahnersatzmaterialien stehen im Vergleich zu Umwelteinflüssen oder Nahrungsmitteln besonders im Fokus, da sie dauerhaft einwirken, 24 Stunden am Tag, 7 Tage die Woche.

Die Labordiagnostik in der Zahnmedizin ermöglicht es, die für den Patienten individuell relevanten Triggerfaktoren aus dem Mund-Kieferbereich aufzudecken.

Bei bestehender Allergie stellen zahnärztliche Versorgungen aus Metallen, Kunststoffen oder anderen Materialien Triggerfaktoren für chronische Entzündungsherde im Mund-Kieferbereich dar. Aber auch toxische Metallbelastungen oder endogene Störfaktoren wie tote Zähne, als Quelle von Mercaptanen und Thioether, sind potentielle Auslöser von Entzündungen.

Eine zunehmende Bedeutung kommt hier der präventiven Diagnostik zu. Die Möglichkeiten der Allergie- und Unverträglichkeitsdiagnostik werden in dieser Broschüre vorgestellt. Ein weiterer Schwerpunkt liegt in der zunehmend besseren und kausalitätsbezogenen Diagnostik bei Parodontitis und Periimplantitis. Neue Marker erlauben es, gezielter zu therapieren und den Behandlungserfolg zu kontrollieren.