Beispiel aus der Praxis
Klinische Situation: Geplante Operation; präoperative Kontrolle des Blutbildes im Modus k-BB
Bei der Blutentnahme kam es durch beginnende Gerinnung im Butterfly-Abnahmesystem zum Abbruch des Blutflusses. Der Blutstrom war bei halber Füllung des Probenröhrchens abgebrochen und dieses Probenröhrchen wurde zur Untersuchung des kleinen Blutbildes ins Labor geschickt, siehe Abbildung 7.
Die auffällig niedrige Thrombozytenzahl und der auffällige Befund „das Tal im Histogramm erreicht nicht die Basislinie „ (Bildmitte Pfeil ) führt im Labor zu folgenden Reaktionen.
- Vergleich mit den Vorwerten und visuelle Kontrolle des Probenröhrchens auf Gerinnsel
- Sichtbare Gerinnsel --> Kein Ergebnis ausgeben und neue Probenanforderung
- Kein sichtbares Gerinnsel --> Kontrollmessung im Modus g-BB mit Retikulozyten
In diesem Fall war kein Gerinnsel sichtbar und eine Kontrolluntersuchung im Modus g-BB erfolgte, siehe Abb. 7 rechts, die Thrombozytenaggregate im IMI-Kanal zeigte. Dies führte zur Anforderung einer neuen Blutprobe.
Bei der neuen Blutentnahme traten keine Probleme bei der Messung auf. Das Thrombozytenhistogramm erreichte im Tal zwischen Thrombozyten und Erythrozyten die Basislinie (senkrechter Pfeil) und im IMI-Kanal waren keine Thrombozytenaggregate zu sehen. Damit war die Messung technisch korrekt. Bei dieser Messung war die Thrombozytenzahl im Referenzbereich.
- keine Alarme, die Histogrammkurve (Mitte) erreicht die Basislinie, im IMI-Kanal keine Thrombozytenaggregate; das bedeutet: die Messwerte sind korrekt!
- keine Thrombozytopenie, das bedeutet: keine Kontraindikation für die bevorstehende Operation.
- Achtung! Durch die Thrombozytenaggregate wurde nicht nur die Thrombozytenzahl sondern auch Leukozyten und Erythrozyten falsch bestimmt (erste Messung).
Schlussfolgerung: Fehler bei der Probenentnahme, wie ungenügende Durchmischung, oder Thrombozytenaggregate oder Gerinnsel, können durch perfekte Analytik nicht mehr korrigiert und bestenfalls erkannt werden, Modus g-BB.
Klinische Relevanz: Unkritische Akzeptanz der Fehlbestimmung „Thrombozytopenie“ hätte in dem oben ausgeführten Fall die Operation verzögert.
Eine Thrombozytopenie ohne Vorwerte wird prinzipiell überprüft, denn präanalytische Fehler, Heparin-induzierte, oder immunologisch bedingte Thrombozytopenien müssen abgeklärt werden.