Häufig wirkende präanalytische Faktoren

Tagesrhythmik (Probenentnahme zu verschiedenen Tageszeiten) – Für Leukozyten und Hämoglobin wurden Schwankungen im Verlauf des Tages (morgens 20 % höher als nachmittags) und Variationen von einem zum nächsten Tag für Leukozyten (bis zu 50 %) und Thrombozyten (bis zu 45 %) beschrieben.

Literatur:
  • Einer G, Zawta B. Präanalytikfibel. JA Barth Verlag 1991, Leipzig

Hämokonzentration fasst die Veränderungen durch längeres Stauen der Venen bei der Probenentnahme, Blutentnahme in wechselnder Körperhaltung (mal im Liegen, mal im Sitzen), und Blutentnahme nach körperlicher Belastung zusammen.
- Die Hämokonzentration führt zur Wasserverschiebung aus dem Intravasalraum in den Extravasalraum, die Konzentration der zellulären Bestandteile und der Eiweiße nimmt im Blut zu. Während Erythrozyten und Hämoglobinkonzentration entsprechend der Wasserverschiebung zunehmen, kann der Anstieg der Leukozytenzahlen bei Hämokonzentration durch hormonelle Einflüsse die auf die Ursache der Hämokonzentration zurückgehen wesentlich stärker ausfallen. So führt z. B. eine sportbedingte Katecholaminausschüttung zur Freisetzung von neutrophilen Granulozyten und Monozyten aus dem marginalen Pool ins strömende Blut.
Aus diesem Grund ist die Leukozytendifferenzierung nach körperlicher Belastung aber auch bei psychischer Belastung ohne Hämokonzentration ausgelenkt.

Literatur:
  • A. Weimann, A. Lun, S. Lun, M. Zimmermann, A. C. Borges, R. Ziebig, J. B. Gonzalez, S. Gilka Munoz Saravia, F. Knebel, S. Schroeckh and I. Schimke. Leukocyte, neutrophil, immature granulocyte counts and interleukin-6 are superior to procalcitonin, C-reactive protein and delta-He for detection of mild inflammation: data from marathon runners producing mild systemic inflammation visible immediately after the run J Lab Med 2010;34:53–59

Details zu den Veränderungen des Blutbildes nach schwerer körperlicher Belastung

Bei herzinsuffizienten Patienten kann schon der höhere Blutdruck im Sitzen als im Liegen zu 10 Prozent höheren Werten für Hämoglobinkonzentration, Hämatokrit, Erythrozyten- und Thrombozytenzahl führen. Die Unterschiede zwischen Liegen und Sitzen sind bei jungen, kardial-gesunden Personen mit ca. 3 % vernachlässigbar gering.

Literatur:
  • Martínez AC, Cámara FJ, Vicente GV. Status and metabolism of iron in elite sportsmen during a period of professional competition. Biol Trace Elem Res. 2002 Dec;89(3):205-13.
  • Einer G, Zawta B. Präanalytikfibel. JA Barth Verlag 1991, Leipzig

Eine Verlängerung der Stauungszeit von 1 auf 3 min führte zum Anstieg von Erythrozytenzahl um 3 % und zum Abfall der Leukozytenzahl um 8 %. Bei längerer Stauung (5 bis 10 min) kann die Leukozytenzahl noch deutlicher abfallen. Ursache ist die Anlagerung der Leukozyten an die stauungsbedingt aktivierten Endothelzellen der Gefäßwände.

Literatur:
  • Ziemer S. persönliche Mitteilung
  • Einer G, Zawta B. Präanalytikfibel. JA Barth Verlag 1991, Leipzig
  • van Eeden SF, Granton J, Hards JM, Moore B, Hogg JC. Expression of the cell adhesion molecules on leukocytes that demarginate during acute maximal exercise. J Appl Physiol. 1999 Mar;86(3):970-6.

Hämokonzentration wird auch beim Aufenthalt unter hohen Temperaturen und Schwitzen beobachtet.

Kapillarblutentnahme – Die Messwerte des Blutbildes aus Kapillarblut repräsentieren den Gesamtkreislauf schlechter als die Messwerte aus Venenblut. Im direkten Vergleich findet man klinisch bedeutsam höhere Leukozytenzahlen im Kapillarblut (1000 – 4000 Leukozyten /µl), so dass eine Leukopenie übersehen werden kann. Weil bei der Kapillarblutentnahme trotz Hyperämisierung meist noch gequetscht werden muss, kommt es zur Beimengung von Gewebeflüssigkeit und das Blut kann bis zu 15 % verdünnt werden. Nacheinander entnommene Bluttropfen können sich in der Zellkonzentration deutlich unterscheiden.

Literatur: 
  • Bain BJ. Blood cells. Blackwell Science, 1995