Fruktosemalabsorption

Neben einer Fruktoseintoleranz (Fruktose-Stoffwechselstörung, HFI) können auch Fruktose-Resorptions-Probleme eine Fruchtzuckerunverträglichkeit verursachen. Diese Malabsorption kann nach Schädigung des Dünndarmepithels infolge einer HFI auftreten, wird aber auch relativ häufig unabhängig von einer HFI manifest. Bei dieser als Fruktose-Malabsorption bezeichneten Unverträglichkeit liegt eine eingeschränkte Transportkapazität des Transportproteins GLUT5 in der Dünndarmschleimhaut vor, wodurch die Fruktose im Dünndarm nur unzureichend resorbiert wird.

Die dadurch im Dickdarm angeflutete Fruktose wird durch Bakterien zersetzt. Die dabei entstehenden Gärungsprodukte (CO2, Methan, kurzkettige Fettsäuren, H2) führen zu Symptomen wie Völlegefühl, Blähungen und krampfartigen Bauchschmerzen. Zusätzlich sind die Fruktose-Moleküle osmotisch wirksam und bedingen daher in vielen Fällen Diarrhoe.

Diagnostik der Fruktosemalabsorption

Da der während der Fruktose-Vergärung gebildete Wasserstoff H2 über die Blutbahn in die Lunge gelangt, kann die Fruktosemal-absorption mittels H2-Atemtest (Fruktosebelastungstest) diagnostiziert werden. Bei der Durchführung werden 25 g Fruktose in 250 ml Wasser (Kinder 1g/kg Körpergewicht) gelöst. Vorher und in 20-minütigen Abständen über 3 h wird die H2-Konzentration in der Atemluft gemessen.

Bitte beachten Sie:

Vor der Durchführung eines Fruktosebelastungstestes sollte zunächst eine Fruktoseintoleranz (HFI) mittels  Fruktoseintoleranz-Gentest ausgeschlossen werden, da bei HFI-Patienten eine Belastung mit Fruktose zu lebensbedrohlichen Stoffwechselkrisen führen kann.

Therapie

Eine Fruktose-freie Ernährung, die bei Vorliegen einer Fruktoseintoleranz (HFI) streng indiziert ist, ist bei einer Fruktosemalabsorption nicht zielführend. Durch eine Fruktose-freie Kost würde es zwar initial zu einer kurzfristigen Verbesserung der Symptome kommen, im Verlauf jedoch zu einer zunehmenden gastrointestinalen Symptomatik, da die Expression des Fruktosetransporters GLUT-5 durch eine Fruktosekarenz absinkt. Bei Fruktosemalabsorbern führt eine Fruktose-modifizierte Kost und eine Anhebung der Fett- und Proteinmenge in der Nahrung zu einer gesteigerten Expression des GLUT-5 und somit zu einer verbesserten Aufnahme von Fruktose im Dünndarm. Sorbit hingegen sollte gemieden werden, denn Sorbit blockiert den Glut-5-Transporter.
Grundsätzlich muss bei Fruktoseunverträglichkeit daran gedacht werden, dass viele Diabetiker-Produkte, Nahrungsergänzungsmittel und kalorienreduzierte Lebensmittel Sorbit enthalten. Da beim Abbau von Sorbit Fruktose entsteht, verstärkt die Einnahme derartiger Produkte die Symptomatiken.

Patienten mit Fruktosemalabsorption haben eine deutlich erhöhte Depressionsneigung.

Wie beim Reizdarmsyndrom beobachtet man auch bei Patienten mit Fruktosemalabsorption häufig psychische Veränderungen. Studien zeigen, dass die Fruktosemalabsorption mit signifikant höheren Depressions-Scores im Vergleich zu Personen mit normaler Fruktoseresorptionskapazität einhergeht. Ursächlich dafür ist eine chronische Tryptophandepletion durch die angeschwemmte Fruktose im Darm.

Fruktosemalabsorption hemmt die Tryptophan-Resorption

Die im Darm angeschwemmte (nicht resorbierte) Fruktose bindet das aus der Nahrung stammende Tryptophan und blockiert seine Resorption. Eine unzureichende Tryptophanversorgung führt zu einer Verminderung der Serotoninsynthese und dadurch zu Depressionssymptomatiken und dem Symptom „Süßhunger“. In Studien wurde gezeigt, dass eine Fruktose-reduzierte Diät frühe Anzeichen von Depressionen bessern kann.

Vitaminmangel und Spurenelementemangel bei Fruktosemalabsorption

Patienten mit Fruktosemalabsorption zeigen u.a. signifikant niedrigere Folsäurespiegel. Auch für Zinkmangelzustände konnte ein signifikanter Zusammenhang zur Fruktosemalabsorption gezeigt werden. Bei Patienten mit Fruktosemalabsorption empfiehlt es sich daher, den Spurenelementhaushalt mittels Multielementanalyse zu kontrollieren. So können frühzeitig Mängel erkannt und gezielt substituiert werden. Detaillierte Informationen zum Mineralstoffprofil finden Sie hier.

Literatur

  • Ledochowski et al. (2005): Fruktosemalabsorption. Ernährung/Nutrition. 29(4).
  • Ledochowski et al. (2000): Fructose-and Sorbitol-reduced Diet improves Mood and Gastrointestinal Disturbance in Fructose Malabsorbers. Scand J Gastroenterol. 35(10):10148-52.