Unverträglichkeiten von Nahrungsmittelzusatzstoffen

Nahrungsmittelzusatzstoffe sind Farbstoffe, Konservierungsstoffe, Antioxidanzien, Gelier- und Verdickungsmittel, Geschmacksverstärker und Süßungsmittel. Einige dieser sogenannten E-Stoffe (Ersatzstoffe) können bei individuell gegebener Überempfindlichkeit Auslöser von pseudoallergischen Reaktionen, selten auch von Typ I - Soforttypreaktionen sein. Durch den immer breiteren Einsatz in der Lebensmittelindustrie und die wachsende Zahl zugelassener Ersatzstoffe nehmen die unerwünschten Reaktionen in ihrer Häufigkeit zu.

Pathogenese und Symptomatik

In 98% der Fälle handelt es sich um pseudoallergische Reaktionen. Diese Unverträglichkeitsreaktionen ähneln in ihrem klinischen Bild einer IgE-vermittelten allergischen Soforttypreaktion, jedoch ohne Mitwirkung von IgE. Die Aktivierung der Mastzellen erfolgt nicht über dem Weg der IgE-Bindung eines Allergens sondern über Interaktionen der Substanz direkt mit der Mastzell-Aktivierungskaskade.

Als klinische Symptome können auftreten:

  • Urtikaria (oft mit Quincke-Ödemen gekoppelt)
  • Rhinitis
  • Polyposis nasi
  • Atemwegsobstruktionen
  • gastrointestinale Symptome
  • Kreislaufreaktionen
  • Migräne
  • Ekzeme

Die Diagnostik der Unverträglichkeit gegenüber Nahrungsmittelzusatzstoffen erfolgt über den Basophilen-Degranulations-Test (BDT).

Auf Grund der Tatsache, dass IgE nicht der Auslöser ist, spielen IgE-Tests sowie der Pricktest keine Rolle. Ein modernes Verfahren zum in vitro-Nachweis ist der Basophilen-Degranulations-Test (BDT). Synonyme Bezeichnung dafür sind Basophilen-Aktivierungstest oder CAST-Test.
Bei diesem Test werden Basophile Granulozyten aus dem Patientenblut angereichert und im Labor mit den Nahrungsmittelzusatzstoffen stimuliert. Anschließend werden im Stimulationsüberstand die Leukotriene LTC4, LTD4 und LTE4 gemessen. Ein im Vergleich zu einem unstimuliertem Kontrollansatz erhöhte Freisetzung spricht für eine Sensibilisierung des Patienten. Gemäß den aktuellen allergologischen Leitlinien sollte die Diagnose durch einen Provokationstest gesichert werden.

Bei Verdacht auf Unverträglichkeit von Nahrungsmittelzusatzstoffen wird die Testung der 18 nachfolgend genannten Substanzen in vier Gruppen-Screeningtests empfohlen:

Lebensmittelfarbmischung I

  • Amaranth (E123)
  • Azorubin (E122)
  • Chinolin Gelb (E104)
  • Cochenillerot A (E124)
  • Gelb Orange (E110)

Lebensmittelfarbmischung II

  • Erythrosin (E127)
  • Patent Blau V (E131)
  • Indigocarmin (E132)
  • Brillant Schwarz (E151)

Nahrungsmittelzusatzstoffe I

  • Tartrazin (E102)
  • Natrium-Benzoat (E211)
  • Natrium - Nitrit (E250)
  • Natriumsalicylat
  • K-Metabisulfit (E224)

Nahrungsmittelzusatzstoffe II

  • Eisenoxid (E172)
  • Benzoesäure (210)
  • Mononatriumglutamat (E621)
  • Propyl-p-Hydroxybenzoat (E216)

Bei einem positiven Ergebnis im Gruppenscreening ist eine Einzeltestung der enthaltenen Substanzen möglich. Dieses erfordert jedoch eine neue Blutentnahme! Bei entsprechendem Verdacht kann bereits primär eine Einzeltestung erfolgen (z.B. auf Glutamat bei Verdacht auf chinese food syndrome).

Abb.  Die Patientin hatte während eines Gaststättenbesuches mit Flush und generalisierter Urtikaria reagiert. In einer Nachfolgeuntersuchung auf die einzelnen Inhalte des positiven Screeningtests zeigte sich eine Sensibilisierung auf Indigocarmin (E132), welches zur Färbung von alkoholfreien Getränken, Likören, Süß- und Teigwaren, Speiseeis und Dragees verwendet wird.

Material

BAT auf Nahrungsmittelzusätze: 4 ml frisches EDTA- oder Heparinblut
Das Blut muss ungekühlt gelagert werden und innerhalb von 24 Stunden im Labor eintreffen. Bitte nutzen Sie unseren bundesweiten Kurierdient.

Abrechnung

Bei entsprechender klinischer Indikation ist eine Abrechenbarkeit im kassen- wie privatärztlichen Bereich gegeben.

Literatur

  • Ballmer-Weber BK et al. Predictive value of the sulfidoleukotriene release assay in oral allergy syndrome to celery, hazelnut, and carrot. J Investig Allergol Clin Immunol. 2008;18:93-99.
  • Sabato V et al. Human basophils: a unique biological instrument to detect the allergenicity of food. J Investig Allergol Clin Immunol. 2011;21:179-184.
  • de Weck AL et. Al. Cellular allergen stimulation test (CAST) 2003, a review. J Investig Allergol Clin Immunol. 2004;14:253-273.