Histaminbelastung

Histamin ist ein biogenes Amin, das durch Decarboxylierung der Aminosäure Histidin entsteht. Histamin spielt eine wichtige Rolle im Immunsystem. Es ist weniger bei der direkten Elimination von Erregern, sondern v.a. bei der Regulation von Immunabwehrmechanismen im Gewebe wie Gefäßdilatation und Gewebedurchblutung oder der Schmerzvermittlung von Bedeutung. Symptome einer Histaminbelastung treten auf, wenn "Histaminüberschüsse" systemisch wirksam werden, d.h. bei verstärkter Belastung oder bei vermindertem Abbau.

Die Quellen einer Histaminbelastung sind:

  • Freisetzung aus Mastzellen, in welchen Histamin gebildet und in hoher Konzentration gespeichert wird. Die Abgabe erfolgt im Fall einer Entzündungsreaktion, ausgelöst z.B. durch Krankheitserreger, durch IgE-vermittelte Allergenbindung bei Allergien aber auch durch Neuropeptide, z.B. bei Sympathikusaktivierung.
  • Aufnahme über die Nahrung. Histamin ist in vielen Lebensmitteln enthalten, insbesondere solchen, die durch mikrobielle Fermentation oder Gärung Histidin-haltiger Produkte entstehen (z.B. reifem Käse, Wein, Sauerkraut) oder auch in Fisch (wenn er länger gelagert wird).
  • Bildung durch eiweißverwertende Mikroorganismen im Darm. Histamin kann von einigen Darmbakterien (z.B. Morganella morganii, Hafnia alvei, Klebsiella pneumoniae) gebildet werden, v.a. wenn diese bei bestehender intestinaler Fehlbesiedlung vermehrt vorliegen.

Die Symptome einer hohen Histaminbelastung sind vielfältig und umfassen vasoaktive Effekte (Blutdruckschwankungen, Kreislaufschwäche, bis hin zu Anaphylaxie), zentralnervöse Wirkungen (Abgeschlagenheit, Schwindel, Übelkeit, Gedächtnisstörungen), verstärkte Schmerzwahrnehmung, Neuropeptidwirkung (Hautrötungen, Juckreiz), Schleimhauteffekte (verstopfte Nase) sowie gastrointestinale Wirkungen (z.B. Diarrhoe, Blähungen, Bauchkrämpfe) (Abb. 4).

Abb. 4  Die vielfältigen Wirkmechanismen von Histamin

Im gesunden Darm wird frei zirkulierendes (nicht intrazelluläres) Histamin durch das Enzym Diaminoxidase (DAO) abgebaut, das im Darmepithel gebildet wird. Bei allen Erkrankungen, die mit einer Entzündung der Darmschleimhaut einhergehen (Colitis ulcerosa, Morbus Chron, etc.) kann von einem DAO-Mangel ausgegangen werden.

Wenn die DAO nicht effizient arbeitet, besteht eine Histaminabbaustörung, die zu einer hohen Histaminbelastung beitragen kann. Für eine reduzierte Aktivität des Enzyms kann neben genetischen Defekten oder einer Beeinträchtigung des Darmepithels bei chronischen Entzündungen, auch eine Unterversorgung mit DAO-Kofaktoren (Mangan, Kupfer, Vitamin B6) ursächlich sein.

Therapeutisch ist zur Linderung vom Histamin-bedingten Beschwerden eine histaminarme Ernährung, die Substitution der DAO-Kofaktoren sowie die Gabe von Probiotika ratsam. Bei Probiotika ist darauf zu achten, dass keine Histamin-bildenden Bakterienstämme enthalten sind.

WEITERE INFORMATIONEN

Ursachendiagnostik bei erhöhten Histaminspiegeln im Blut

Probiotikaauswahl bei Histaminbelastung

Literatur

  • Hrubisko, Martin, et al. "Histamine Intolerance—The More We Know the Less We Know. A Review." Nutrients 13.7 (2021)

  • Vogelreuter, A. "ERNÄHRUNG-Wenn Essen krank macht—Nahrungsmittelunverträglichkeit Histaminintoleranz." Deutsche Apotheker Zeitung 152.41 (2012): 92.